Das „Einsamkeitsempfinden“ ist bereits seit langer Zeit eine gesellschaftliche Herausforderung, die durch die Pandemie nochmal verstärkt und in unser aller Bewusstsein gehoben wurde. Der „richtige“ Umgang mit dem Einsamkeitsrisiko entwickelt sich mehr und mehr zu einer der drängendsten Zukunftsfragen unserer Gesellschaft. Nicht nur die älter werdende Bevölkerung ist betroffen, sondern Menschen in allen Lebensphasen: Jugendliche genauso wie Menschen im Berufsleben, in besonderen Lebenslagen oder im Übergang zum Ruhestand. Gleichzeitig sind die Ursachen vielschichtig: sie reichen von persönlichen Krisenerfahrungen und die Auflösung familialer Strukturen, fehlende partnerschaftliche Beziehungen über die zunehmende Digitalisierung bin hin zu Arbeitslosigkeit und Armut.

Foto © Wüstenrot Stiftung

Das Projekt zielt darauf ab, aus einer raumwissenschaftlich-soziologischen Perspektive Antworten darauf zu erarbeiten, wie sich die Quartiere, das Wohnumfeld, die Nachbarschaft gegen zunehmende Einsamkeit wappnen können. Zudem wird hinterfragt, wie soziale und kulturelle Infrastrukturen auf das Einsamkeitsrisiko reagieren und sich zukünftig anpassen können.

Akteure aus unterschiedlichen Bereichen sind in dieses Themenfeld involviert und können einen konstruktiven Beitrag dazu leisten, Einsamkeit vorzubeugen. Das Projekt geht von der Annahme aus, dass das Quartier mit seiner überschaubaren Größe und sozialen Nähe den idealen Raum und Maßstab bildet, um Strategien und Konzepte gegen Einsamkeit zu entwickeln und umzusetzen.

Untersucht werden die Rahmenbedingungen und Handlungsmöglichkeiten, um auf Quartiersebene Einsamkeit in ihrer Vielschichtigkeit vorzubeugen bzw. das Risiko der Vereinzelung zu verringern. Die lokale Ebene und die gebaute Umwelt sind der Ausgangspunkt der Überlegungen. Hier gilt: „Place matters“, das Quartier ist ein wichtiger Ansatzpunkt der Stadtentwicklung im Umgang mit dem Einsamkeitsrisiko.

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Folgende Fragen sind leitend für das Projekt:

  • Welche (internationalen) Ansätze liegen bereits vor, um reaktiv wie präventiv gegen Einsamkeit zu wirken?
  • Wie lässt sich Lebensqualität vor Ort, in den Quartieren, in Stadt und Land präventiv so entwickeln, dass sich das Einsamkeitsrisiko verringert?
  • Welche städtebaulichen Anpassungsmaßnahmen eignen sich, um das Einsamkeitsrisiko zu verringern?
  • Welche Potenziale bieten die Digitalisierung und die damit verbundenen Möglichkeiten zur Überwindung physischer Distanzen?
  • Welche Wohn- und Siedlungsformen eignen sich besonders gut für nachbarschaftliche Teilhabe und wie lassen sie sich ggf. in Zukunft strategisch entwickeln?
  • Welche Erfahrungen, z.B. aus dem Umgang mit der Pandemie in der Quartiersarbeit, deuten auf innovative Lösungsansätze bei Kontakt- und Vernetzungsansätzen hin?
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Ziel des Projektes ist es, strukturelle Handlungs- und Lösungsansätze zu Fragen der Einsamkeitsüberwindung im Quartier zu entwickeln. Es geht darum, reaktive und präventive Strategien und Maßnahmen gleichermaßen in den Blick zu nehmen und zu untersuchen, wie sie miteinander verzahnt werden können. Darüber hinaus ist zu diskutieren und zu erproben, welche Ansätze für einzelne Gruppen besonders geeignet sind und welche handelnden Akteure einzubinden sind. Übergeordnetes Ziel ist es, robuste quartiersorientierte Netzwerke und Bündnisse an der Schnittstelle ‚analog/digital‘ mit möglichst allen gesellschaftlichen Gruppen zu schaffen.

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