Hintergrund
Auf zu neuen Ufern! Wie können wir in Stuttgart wieder eine Region am Fluss werden? Wie kann der Neckar „wieder-belebt“ werden? Wie kann der Fluss zu einem Ort werden, der die Bevölkerung einlädt, an seine Ufer zu kommen?
Nach dem Campus „Zukunft Wohnen“, der 2021 in Luckenwalde stattfand, soll dieses etablierte Format einer Bildungswerkstatt fortgeführt und weiterentwickelt werden. Für eine internationale Gruppe von Studierenden wird der Scheinwerfer in diesem Jahr auf den Neckar und damit auf den Prototyp einer industrialisierten Wasserstraße mit hoher wirtschaftlicher Bedeutung gelenkt werden.
Seit zwei Jahrhunderten dominiert die industriell-gewerbliche Nutzung das Leben am Neckar. Die Rückgewinnung des Neckars als Lebensraum und identitätsstiftendes Band ist eine Generationenaufgabe. Der Neckar steht dabei stellvertretend für eine Vielzahl von Flussläufen, die in post-industriellen Regionen Europas auf eine neue Nutzung hoffen können. Das Transformationspotential von Ruhr, Themse, Seine, Maas oder Sarno wurde bereits erkannt und mancher Un-Ort in Wert gesetzt. Auch am Neckar warten solche Un-Orte darauf, entdeckt, verändert und belebt zu werden.
Die Aufwertung des Flusses und seiner Ufer – unter Brücken, auf Industrie- und Gewerbebrachen und bisher unzugänglichen Flussabschnitten – ist eine herausfordernde planerische Aufgabe. Einfache, punktuelle, aber gleichzeitig wirksame Maßnahmen könnten bereits jetzt entstehen. Dabei geht es weniger um „trendige“ und kapitalintensive Projekte, wie sie bereits in Köln oder London in prominenten Innenstadtlagen umgesetzt wurden. Es geht vielmehr um Experimente und Inszenierungen, mit denen die Neckarufer auf eine positive Weise „infiltriert“ werden. Der Campus „Zukunft am Fluss“ soll in diesem Sinne jungen Fachleuten eine didaktisch fundierte Plattform bieten, auf der – unter Anleitung von internationalen Expert:innen – verschiedene Formen der Aneignung der Flussufer experimentell erprobt und umgesetzt werden können.