Alltag und Leben in kleinen Gemeinden verändern sich. Diese Entwicklung macht auch vor den Dorfkirchen nicht halt, die in vielen kleinen Gemeinden das Ortsbild prägen. Sie sind wichtige Symbole für ein gemeinsames Erbe, zugleich aber auch Gebäude und Orte, an denen der gesellschaftliche Wandel und seine Auswirkungen deutlich erkennbar werden.
Land und Leute – Die Kirche in unserem Dorf
Alltag und Leben in kleinen Gemeinden verändern sich. Diese Entwicklung macht auch vor den Dorfkirchen nicht halt, die in vielen kleinen Gemeinden das Ortsbild prägen.
Typ
Auslobungsjahr
Einsendungen
Preisträger
Wir haben nach Beispielen dafür gesucht, wie Kirchen, Klöster und andere kirchliche Gebäude weiterhin als zentrale Orte und Begegnungsräume in kleinen Gemeinden bestehen können. Neue Konzepte für eine veränderte oder ergänzte Nutzung können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, aus diesem Gebäudebestand neue Chancen für die Entwicklung des Arbeitens, Lebens und Wohnens in kleinen Gemeinden zu gewinnen. Insgesamt 202 Wettbewerbseinsendungen ergeben einen aktuellen und umfassenden Überblick zur Bandbreite der Ideen und Möglichkeiten.
Katholische Kirche in Kehrum
Einer dieser beiden Preise würdigt die Integration der Räumlichkeiten des Pfarrheims in die katholische Kirche in Kehrum (500 Einwohner/innen, Kalkar, Landkreis Kleve). Die 1968 geweihte, moderne Kirche konnte in ihrem unverwechselbaren Erscheinungsbild bewahrt werden und hat zugleich ein erweitertes Nutzungsprofil erhalten. Die Funktionen des im Unterhalt zu teuer gewordenen separaten Pfarrheims wurden durch neu geschaffene, barrierefrei zugängliche Räume vorbildhaft in die Kirche integriert, ohne deren liturgische Anordnung oder das auratische Raumerlebnis zu ändern. Entstanden ist ein mit neuem Leben gefüllter Treffpunkt für die kirchliche, aber auch die politische Gemeinde, der in seiner multifunktionalen Qualität sowohl spiritueller wie sozialer Mittelpunkt des Dorfes sein kann.
Evangelische Kirche in Rosenhagen
Der andere Preis geht an die evangelische Kirche in Rosenhagen (90 Einwohner/innen, Perleberg, Landkreis Prignitz). Im Jahr 1970 musste der baufällig gewordene Turm der Kirche, deren Anfänge ins 12. Jahrhundert zurückreichen, wegen Einsturzgefahr abgerissen werden. Alle Versuche, ihn wieder errichten zu können, schlugen zunächst über Jahrzehnte fehl, bis im Jahr 2018 mit einem Dorffest der wieder errichtete Turm eingeweiht werden konnte. Er bietet mit einem modernen Multifunktionsraum und sanitären Einrichtungen ein neues, den bestehenden Kirchenraum ergänzendes Nutzungsspektrum als lebendiges Dorfzentrum. Vorgesehen sind musikalische Veranstaltungen (Jugendgruppe, Musikschule etc.), Angebote der Kirchengemeinde und der Ortsgemeinde sowie die Nutzung als Winterkirchenraum.
Evangelische Kirche in Sora
Eine Auszeichnung erhält die evangelische Kirche in Sora (360 Einwohner/innen, Klipphausen, Landkreis Meißen). Die 1168 erstmals urkundlich erwähnte und im 18. Jahrhundert um einen massiven Turm erweiterte Kirche wird schrittweise restauriert und mit ergänzenden Funktionen versehen. Ziel ist, in der Kirche einen multifunktional nutzbaren Raum zu schaffen, der ebenerdig und barrierearm zugänglich ist. Er soll auch für weltliche Veranstaltungen wie Konzerte, Versammlungen und Ausstellungen genutzt werden. Der Umbau erfolgt unter aktiver und breiter Beteiligung der Bevölkerung; finanzielle Unterstützung gibt es sowohl von der politischen Gemeinde als auch von der Landeskirche, die das Vorhaben als Modellprojekt anerkennt.
Evangelische Jugendkapelle in Nordrach
Die andere Auszeichnung erhält die evangelische Jugendkapelle in Nordrach (1.900 Einwohner/innen, Ortenaukreis). Im anerkannten, überwiegend katholischen Luftkurort gab es bis in die 1970er Jahre hinein mehrere Tuberkulose-Kliniken. Mit dem Rückgang des Kurbetriebes und der schrittweisen Einstellung der Kurseelsorge verlor die dafür 1974 gebaute Kapelle ihre Funktion. Sie wurde zunächst durch eine Künstlerin genutzt und sollte eigentlich verkauft werden, bis die Bezirksjugend der Kirchengemeinde vorschlug, die Kapelle zu übernehmen. Der runde Altartisch wurde 2009 von den Jugendlichen selbst gefertigt; von den Jugendlichen ebenfalls selbst gestaltete Kunstwerke symbolisieren die Themen, die bei den Aufenthalten mit Übernachtung behandelt werden.
Die Pilgerunterkunft in der evangelischen Kirche in Barsikow (185 Einwohner/innen, Wusterhausen/Dosse, Landkreis Ostprignitz-Ruppin). Die Sanierung der Kirche wurde von einem Förderverein betrieben, der anschließend im „Dorfverein Barsikow“ aufging. Dieser betreut heute die Pilgerunterkunft und die Angebote im Dorftreff „Alter Konsum“
Die Kulturkappelle in Bruchhausen (3.200 Einwohner/innen, Arnsberg, Hochsauerlandkreis). Die ehemals bedeutsame Wallfahrtskirche aus dem 15. Jahrhundert wurde nach dem Neubau einer Kirche vor Ort nur noch sporadisch genutzt. Ab 2009 wird sie von einem Förderverein saniert und einer erweiterten Nutzung zugeführt
Der Dorfladen in der Kirche in Eichenberg (800 Einwohner/innen, Sailauf, Landkreis Aschaffenburg). Die leerstehende und zwischenzeitlich als Lager genutzte Kirche wurde 2009 von der politischen Gemeinde zurückgekauft und ist heute zentraler Ankerpunkt bei der Revitalisierung des Dorfzentrums
Die Kunstkirche Eickelberg (40 Einwohner/innen, Warnow, Landkreis Rostock). Ziel ist es, die Kirche zu erhalten und zu einem kulturellen Treffpunkt zu entwickeln. Seit 2009 finden die mehrtägigen „Eickelberger Kunstkirchen“ statt und 2018 konnte die Kirche zu großen Teilen saniert und um Funktionsräume erweitert werden
Die Sanierung und multifunktionale Nutzung des Ensembles aus Pfarrhaus und Kirche in Lindenberg (230 Einwohner/innen, Groß Pankow, Landkreis Prignitz). Der Kirchbauverein Lindenberg hat seit 2009 zunächst das Pfarrheim renoviert und zu einem multifunktionalen Dorfzentrum ausgebaut und treibt nun die Sanierung der Kirche voran
Die katholische Nationalparkkirche Muhl (80 Einwohner/innen, Neuhütten, Landkreis Trier-Saarburg). Für die Idee einer vielfältig vernetzten Nationalparkkirche wurde 2015 der Verein „Dorf und Kirche im Nationalpark“ gegründet. Die Umsetzung wird kooperativ von Kirchengemeinde, Bistum, Ortsgemeinde und Nationalpark betrieben
Der Dorftreff und die katholische Kirche in Sirzenich (1.500 Einwohner/innen, Trierweiler, Landkreis Trier-Saarburg). Der von einem Verein betriebene Dorftreff und die Kirche nutzen Erschließung und Sanitärräume gemeinsam und bilden einen neuen Dorfmittelpunkt mit vielfältigen Angeboten für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen
Die private Sanierung und multifunktionale Nutzung des ehemaligen Pfarrhauses in Wachau (4.300 Einwohner/innen, Landkreis Bautzen). Das von der Kirchengemeinde zum Verkauf angebotene Pfarrhaus steht heute als offenes Haus mit Räumen für die Winterkirche und für Ausstellungen und Versammlungen zur Verfügung.
- Die evangelische Kirche in Großneuhausen (650 Einwohner/innen, Landkreis Sömmerda) mit dem Konzept einer „Rokoko-Kulturkirche“
- Die katholische Kirche in Lagerlechfeld (2.850 Einwohner/innen, Landkreis Augsburg) mit dem Entwurf für Umbau und Integration eines Diözesanmuseums
- „Drei evangelische Kirchen auf vier Kilometern“ in Nöbdenitz (900 Einwohner/innen, Schmölln, Landkreis Altenburger Land) mit einem Pfarrhof als multifunktionalem Zentrum
- Den Wiederaufbau der evangelischen Kirche in Nottleben (400 Einwohner/innen, VG Nesseaue, Landkreis Gotha)
- Die evangelische Kirche in Roldisleben (145 Einwohner/innen, Rastenberg, Landkreis Sömmerda) mit dem Konzept der „Bienenkirche“ und eines Landschaftsgartens
- Die evangelische Kirche in Üfingen (800 Einwohner/innen, Salzgitter) mit dem Angebot „Kino in der Kirche“
- Das Kultur- und Bürgerzentrum in Volkertshausen (3.000 Einwohner/innen, Landkreis Konstanz) in einer ehemaligen, bereits länger profanierten Kirche
- Die ökumenische Autobahnkirche in Waidhaus (2.200 Einwohner/innen, Landkreis Neustadt an der Waldnaab).
Publikation
Land und Leute. Die Kirche in unserem Dorf (Buch)
Publikation
Land und Leute. Die Kirche in unserem Dorf (Buch)
Herausgegeben von der Wüstenrot Stiftung, 147 Seiten, Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg, 2020. ISBN 978-3-96075-008-6
ZUM BUCHHerausgegeben von der Wüstenrot Stiftung, 147 Seiten, Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg, 2020. ISBN 978-3-96075-008-6
ZUM BUCHDie Stiftung auf Instagram
Gemeinschaft der Freunde
Deutscher Eigenheimverein e.V.
Hohenzollernstraße 45
D-71638 Ludwigsburg