Mit feierlicher Atmosphäre empfing die Aula der Weißensee Kunsthochschule Berlin einst Student*innen, Professor*innenn und Besucher*innen. Im Laufe einer über 50 Jahre langen Nutzungsgeschichte und intensiver Sonneneinstrahlung hatten die Materialien jedoch gelitten. Die eingesetzten Hölzer, Birnbaum, Sennesche, Palisander und Ulme, hatten sich mit der Zeit einander farblich angeglichen, der Lack war matt geworden, die Kronleuchter verschmutzt. Die Substanz war jedoch gut erhalten, so auch das deckenhohe und raumbreite Wandbild von Arno Mohr im Foyer. Nur die feste Bestuhlung, die Vorhänge und der Bodenbelag waren verloren.
Aula und Foyer der Weißensee Kunsthochschule Berlin von Selman Selmanagic
Typ
Themengebiet
Projektlaufzeit
Eigentümer | Nutzer
Projektbeteiligte
Baukanzlei Fiel + Jennrich, Berlin
1946 war die Hochschule als „Kunstschule des Nordens“ gegründet worden, im Mai 1947 genehmigte ihr die sowjetische Militäradministration in Deutschland unter dem Namen „Hochschule für Angewandte Kunst“ den offiziellen Schulbetrieb. Heute trägt sie den Namen „Weißensee Kunsthochschule Berlin“.
Selman Selmanagic, ein Architekt bosnischer Abstammung und Schüler von Mies van der Rohe am Bauhaus in Dessau, wurde Anfang der 1950er Jahre zum Leiter der Architekturabteilung ernannt und erhielt von der Kunsthochschule den Auftrag, ein Gebäude mit Mensa und Aula zu entwerfen. 1956 wurden die neuen Räume eingeweiht und zählen heute zu den herausragenden Bauwerken der Nachkriegsmoderne in der DDR.
Die Wüstenrot Stiftung begann im Jahr 2008 mit ersten Untersuchungen und entschied sich im Jahr 2009, auf Grundlage einer Machbarkeitsstudie und nach Abstimmung des denkmalpflegerischen Konzepts mit ihrem wissenschaftlichen Beirat und dem Landesdenkmalamt Berlin, für die Aufnahme des Projekts in das Denkmalprogramm der Stiftung.
Im Rahmen der hinsichtlich ihrer denkmalpflegerischen Relevanz wesentlichen Sanierungsarbeiten stellte der Umgang mit der Holzausstattung eine besondere Herausforderung dar. Heute können die verschiedenen Farbtöne der Hölzer zwar nicht so deutlich erkannt werden wie 1956, jedoch ist der Glanzgrad dieser Zeit wieder sichtbar. Fenster, Beschläge und Fenstergriffe von Aula und Foyer konnten – von wenigen Ausnahmen abgesehen – erhalten und instandgesetzt werden.
Zu den denkmalpflegerischen Leistungen gehörte auch eine Modernisierung der technischen Gebäudeausrüstung. Die Kronleuchter der Aula und die Leuchter im Foyer wurden instandgesetzt und wieder mit 60-Watt-Leuchten bestückt. Der bauzeitliche Bodenbelag aus Igelit – ein typisches DDR-Produkt, das heute nicht mehr hergestellt wird – war leider nicht zu erhalten, deshalb wurde ein Linoleumbelag verlegt, der dem ursprünglichen Bodenbelag in seiner Anmutung ähnlich ist.
Im Februar 2012 konnten die sanierte Aula und das Foyer im Rahmen eines Symposiums, einer Ausstellung, eines Festakts und einer Ehemaligen- und Studierendenfeier wiedereröffnet werden.