Das Zeitalter, in dem Aufgaben und Probleme in der Stadtentwicklung durch gezielte Akzente in der Verteilung von vorhersehbarem weiteren Wachstum bewältigt werden konnten, ist für viele Städte in Deutschland bis auf Weiteres beendet. Bislang ungewohnte Aufgaben ergeben sich aber auch für demografisch und wirtschaftlich stabile oder weiterwachsende Städte. Stichworte hierzu sind veränderte Kulturen der Moderation und der Partizipation, eine steigende Bedeutung informeller und kooperativer Planungsformen, die Zunahme temporärer und subsidiärer Nutzungsformen sowie ein bürgerschaftliches und milieuspezifisches Engagement, das mehr Mitbestimmung einfordert.

Ein wichtiger Aspekt in allen Städten ist eine größere Wertschätzung im Umgang mit den Prozessen und Akteuren*innen, die neue Impulse für die Stadtentwicklung geben können. Wichtig ist dabei ein besseres Verständnis für fluide, sich stetig verändernde Strukturen, die einen wichtigen und eigenständigen Antrieb in der Stadtentwicklung bilden können. Der Begriff des Ephemeren wird verwendet, um den Charakter dieser Projekte zu beschreiben. Ephemere Projekte können ihre Form und ihr Erscheinungsbild wechseln, von anderen Personen und Netzwerken in veränderter Form weitergeführt werden oder in anderen Projekten aufgehen. Eines ihrer weiteren, wesentlichen Merkmale ist jedoch, dass die von ihnen ausgehenden Impulse sehr häufig weitergehende Entwicklungen anstoßen. Sie werden dadurch als Motor der Stadtentwicklung wirksam und nehmen einen über den Moment hinaus reichenden Einfluss auf Personen, Prozesse und Ergebnisse.

Zum Kern des Ephemeren gehören eine geringe Vorhersehbarkeit, eine oft ungeplante, spontan entstehende Dynamik, eine weitgehende Offenheit für Veränderungen und die Möglichkeit eines mäandernden oder iterativen Verlaufs von Projekten. Im Umgang damit ist es nicht nur schwierig, die zugrunde liegenden Prozesse zu verstehen, sondern auch, ephemere Projekte und Strukturen in übergeordnete Ziele der Stadtentwicklung zu integrieren.