Wasser wirkt auf Menschen attraktiv und wohltuend. Freiräume am Fluss sind daher beliebte Anziehungspunkte und können identitätsstiftend für die Stadt sein. In jüngerer Vergangenheit haben dies bereits viele Kommunen erkannt und sich durch städtebauliche Transformationsprozesse am Wasser regelrecht neu erfunden. Aus unauffälligen, industriell geprägten Orten entwickelten sich attraktive, international beachtete urbane Räume am Wasser und wurden so zu „Vorderseiten“ der Stadt.
Fluss.land. Identitätsstiftende Zukunftsorte am Neckar in der Region Stuttgart
Typ
Themengebiet
Projektlaufzeit
Projektbeteiligte
Prof. Ute Meyer
Martin Spalek
Lorenza Manfredi
Marie-Lise Hofstetter
Michael Schmölzl
Leon Beu
Andreas Krüger | Belius, Berlin
Die „Stadt am Fluss“ oder vielmehr die „Region am Fluss“ ist im Raum Stuttgart hingegen noch keine Realität. Planungen gibt es zahlreiche, geschrieben und gedacht wurde viel, auch an kleineren Initiativen mangelt es nicht. Doch Stadt und Region Stuttgart haben ein gebrochenes Verhältnis zum Fluss in ihrer Mitte. Verkehrsachsen, der Hafen oder Gewerbenutzung versperren den Zugang zu seinen Ufern, und der Fluss ist nicht Teil des Selbstverständnisses. Innerhalb der Region Stuttgart ist der Neckar im Wesentlichen geprägt von seiner Aufgabe als Bundeswasserstraße. Die Quartiere an den Ufern sind weder auf den Fluss noch über ihn hinweg bezogen, Landschaftsräume sind fragmentiert.
Der ökonomische Wandel in der Region wird jedoch kurz- und mittelfristig Flächen am Fluss frei geben, die vermutlich zu den begehrtesten Entwicklungsflächen in der Region avancieren werden. Es geht daher darum, proaktiv zu handeln und bei den Kommunen und der Bevölkerung das Bewusstsein für die Potentiale und Chancen zu wecken. Ziel ist es, einen Prozess anzustoßen, der die Menschen dazu anregt, sich mit ihrer Zukunft am Neckar auseinanderzusetzen. Denn Begehrlichkeiten an den Flächen wird es viele geben; umso wichtiger ist es, den Weg dafür zu ebnen, dass die Flächen (auch) im Sinne der anwohnenden Bevölkerung und Kommunen als öffentlich zugängliche Räume entwickelt werden.
Die Zukunft eines Ortes wird jedoch selten einfach entworfen. Sie wächst Stück um Stück in den Köpfen der Menschen, durch Erlebnisse, Gespräche und eigenes Tun. Es geht darum, am Neckar eine Kultur des Zulassens einzuführen: Abzäunen, Aufmachen, Erlauben und Ausweisen von Pionierflächen. Es soll möglich werden, dass Menschen Erfahrungen am Neckar sammeln und auf diese Weise ihre Beziehung zum Fluss verändern.
Das Projekt setzt auf diese Weise früh gemeinwohlorientierte Ankerpunkte in einem potenziell dynamischen Entwicklungsraum und schafft Zugang zum und entlang des Flusses. Durch reale Transformation an strategischen Orten wird ein produktiv-inklusiver Projektcharakter vorgelebt. Damit werden ein neuer Anspruch sowie auch ein konkreter Handlungsrahmen für die Region Stuttgart als „Flussland“ definiert.