Mit dem erfolgreichen Abschluss der komplizierten Sanierung und Reparatur der westlichen Pavillonhäuser beendete die Wüstenrot Stiftung ihr 10 Jahre währendes Engagement für die Revitalisierung des baukulturellen Erbes auf dem Festspielplatz in der ersten deutschen Gartenstadt Hellerau bei Dresden. Die Rettung der beiden Gebäude glich einer Operation am offenen Herzen. Durch neu entwickelte und hier erstmals erprobte Methoden der Schwammbekämpfung gelang es den beauftragten Experten, die noch bestehende Holzbaukonstruktion der Pavillonhäuser freizulegen und von Hausschwamm zu befreien. Die Bundesanstalt für Materialprüfung Berlin hatte diese Sanierung evaluierend begleitet und den Erfolg der gewählten Vorgehensweise bestätigt. Das Ergebnis fand eine breite fachliche Aufmerksamkeit und brachte die praktische Baudenkmalpflege im Bereich der Erhaltung von historischen Holzbaukonstruktionen voran. Entsprechend interessant sind die auch auf vergleichbare Sanierungen übertragbaren Ergebnisse für die Planungs- und Baupraxis. In verschiedenen Publikationen wurde über diese bauliche Innovation ausführlich berichtet.
Die Rettung und Sicherung der Bausubstanz der beiden Häuser war die eine Hälfte der Sanierungsaufgabe. Die andere Hälfte bestand aus der Erhaltung und Reparatur der historischen Baukonstruktion über eine akribisch-restauratorische Praxis. So wurden z.B. die alten Fenster nicht durch neue ersetzt, sondern auf hohem handwerklich-technischen Niveau aufgearbeitet und im Sinne des Originals konstruktiv und formal ergänzt.
Die Bauarbeiten wurden in wesentlichen Gewerken 2001 abgeschlossen. Die für alle vier von der Stiftung revitalisierten Pavillonhäuser erforderliche Außengestaltung (einheitliche Farbgestaltung, Pergolen, Vorplätze, Gärten) wurde in Abstimmung auf die Erfordernisse der Revitalisierung des Festspielhauses im Frühjahr 2002 fertiggestellt. Eine besondere Anerkennung gilt hier dem Architekturbüro sowie den beauftragten Handwerksfirmen aus Dresden und Umgebung, die sich dieser komplizierten denkmalpflegerischen Aufgabe gestellt und ein hervorragendes Ergebnis erreicht haben.
Mit der Eröffnung der westlichen Pavillonhäuser verbunden war ein Übergang der Liegenschaften aus dem Eigentum des Freistaats Sachsen in den Besitz der öffentlich-rechtlich dominierten Festspielhaus GmbH nach den Auflagen der Wüstenrot Stiftung.
Es war Ziel und Absicht der Wüstenrot Stiftung, bereits unmittelbar nach der politischen Wende Anfang der 1990er Jahre das baukulturelle Erbe in Hellerau zu erhalten und eine durch vielfältige Kooperationen abgesicherte Revitalisierung dieses einzigartigen Ensembles von europäischem Rang in die Wege zu leiten. In einer strategischen Allianz mit der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen gelang es, die Weichen richtig zu stellen, lokale und überregionale Kräfte in Projekten zu bündeln und die Politik und die Öffentlichkeit für dieses Gesamtkunstwerk zu sensibilisieren und zu interessieren. Und nicht zuletzt über eigene konzeptionelle und materielle Leistungsbeiträge konnte die Wüstenrot Stiftung 1993 eine internationale Konferenz zur Zukunft Helleraus durchführen und zur beginnenden Revitalisierung die Leitziele erarbeiten (Manifest zu Hellerau). 1995 gab sie eine Buchpublikation zur Geschichte und Entwicklung der Gartenstadt Hellerau und des Festspielplatzes heraus. Über einen speziell eingerichteten Planungsbeirat führte die Stiftung vielfältige Beratungen durch und gab innovative und konzeptionelle Anstöße. 1996 wurde die Sanierung der östlichen Pavillonhäuser abgeschlossen. Um das städtebauliche Umfelds zwischen Festspielhausgelände, Flughafen und Gartenstadt zu sichern wurde 1998 ein internationaler Planungswettbewerb ausgelobt.