Zurückgehende Einwohnerzahlen, schrumpfende finanzielle Ressourcen und ein wachsender Wettbewerb um Unternehmen, Einwohner und Fördermittel – so lassen sich die Entwicklungen in vielen kleinen Gemeinden beschreiben. Neue Formen der Kooperation gewinnen vor diesem Hintergrund als Handlungsoption zunehmend an Bedeutung, zumal die Kooperation aller Arten von Gebietskörperschaften und Institutionen in vielen nationalen und europäischen Förderprogrammen als Voraussetzung gefordert bzw. gefördert wird.
Neue Kooperationen, die zum Verlassen der dörflichen Ebene führen, können jedoch sowohl Vorteile als auch Gefährdungen bringen. Zu den Vorteilen zählen das Profitieren von externen Erfahrungen, die Bündelung von Kräften und die Ergänzung von Handlungsfeldern. Gefährdungen können vor allem aus dem Verlust der Eigenständigkeit und der Einschränkungen dorfspezifischer Handlungsmöglichkeiten entstehen.
Parallel dazu gilt eine Wertschöpfung im Dorf und für das Dorf als einer der wichtigsten Ansätze für eine nachhaltige Dorfentwicklung. Sie generiert Steuereinnahmen, erhöht die Attraktivität des Dorfes als Wohn- und Arbeitsstandort, ermöglicht mehr Unabhängigkeit von Fördermitteln und stärkt durch Wertschöpfungsketten die Dorfgemeinschaft. Weit gefasst umfasst Wertschöpfung auch die Schöpfung sozialen Kapitals, das sich aus der Kooperation von Individuen ergibt; zu sozialem Kapital im Dorf gehören immaterielle Werte wie Gemeinsinn, Vereinswesen, soziale Netzwerke und freiwillige Unterstützungsleistungen.
Lokale und regionale Wertschöpfungsketten stärken deshalb Dörfer und Regionen auf vielfältige Weise; die gemeinsame Lösung von Aufgaben und Herausforderungen stärkt das Selbstbewusstsein und die Identität; Wertschöpfung im Dorf erhöht die Unabhängigkeit von übergeordneten Institutionen. Kooperationsansätze sind eng verbunden mit Innovations- und Lernprozessen auf kommunaler und regionaler Ebene und eröffnen alternative Entwicklungsmöglichkeiten. Kooperation und Wertschöpfung wirken integrierend auf Akteure unterschiedlicher Sphären und Reichweiten; sie bieten einen Mehrwert, wenn sie aus der Dorfgemeinschaft heraus gelebt und nicht von außen initiiert oder angeordnet werden.
Die Wüstenrot Stiftung hat dieses Thema gemeinsam mit dem interdisziplinären Arbeitskreis Dorfentwicklung, der nach seinem traditionellen Veranstaltungsort Bleiwäsche (NRW) auch als „Bleiwäscher Kreis“ bekannt ist, aufgegriffen. Eine Fachveranstaltung, deren Ergebnisse dokumentiert und veröffentlicht werden, bildete als wichtige Form des Austausches zwischen Wissenschaft, Verwaltung, Planung und Praxis den Kern dieser Initiative.