Dieser noch nicht perspektivisch verzerrte Entwurf wurde dann mithilfe von Diaprojektoren auf ein Holzmodell übertragen, das bereits die Kurve des späteren Gebäudes aufwies. In diesem Schritt wurde der ‚flache‘ Entwurf auf die Krümmung des Bildträgers angepasst und optische Korrekturen im Atelier durchgeführt. Durch die Diaprojektion auf das Modell wurde der Entwurf in der späteren Phase spiegelverkehrt ausgeführt, d. h. der Apfel war nun auf der linken und das Prisma auf der rechten Hand. Die Farbkomposition entstand erst später nach dem Abschluss der Klärung der visuellen Herausforderungen eines gekrümmten Wandbildes auf separaten Entwürfen.
Die linke Bildseite des fertigen Werks repräsentiert die Natur. Diese wird durch dichte Vegetation und eine Schnecke symbolisiert. Für die Schnecke (und andere) Bildelemente griff Renau auf fotografische Vorlagen zurück, die zum Teil aus Fotobüchern der 1920er Jahre und zum Teil aus seinen eigenen Arbeiten stammten. Die Verfremdung von fotografischen Vorlagen hin zur malerischen Umsetzung im Wandbild ist eines der Markenzeichen der Kunst Renaus, die auch bei anderen Wandbildentwürfen Anwendung fand. Hier zeigt sich die enge formale und konzeptionelle Anlehnung Renaus an Strategien der Zwischenkriegsavantgarde. Die linke geöffnete Hand trägt einen aufgeschnittenen Apfel, dessen Vorstudie sich heute im Erfurter Angermuseum befindet. Seit der Antike gilt der Apfel als Fruchtbarkeitssymbol, hat aber auch eine starke christliche Konnotation. Für Renau dürfte aber weniger der Sündenfall, als vielmehr die Natursymbolik wichtig gewesen sein. Als zentrales Symbol im Bild wurden für den Apfel Detailstudien angefertigt, die sich teilweise erhalten haben. Anhand des Entwurfs wurde 1979 die Bedeutung des Apfels so beschrieben: „Die Idee wird metaphorisch durch offene Hände, die einen Apfel und eine geometrische Figur tragen, veranschaulicht. Mit diesen Symbolen wird auch eine Aussage über die Beziehung von Mann und Frau angestrebt.“ In der DDR war die rechtliche und politische Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Verfassung von 1949 verankert und als Staatsziel festgelegt. De facto blieben aber Politik, Verwaltung und Wirtschaft männlich dominiert. Renau verbindet die Symbole für Mann und Frau in seinem Bild an der inhaltlich wichtigsten Stelle zu einer Einheit, was auch als Kommentar über das noch immer ungleiche Verhältnis beider Geschlechter im real existierenden Sozialismus gelesen werden kann: In der antizipierten Harmonie von Kultur und Natur wären auch die Gegensätze zwischen den Geschlechtern aufgehoben.
Die rechte Bildseite kann stellvertretend für die Technik bzw. die vom Menschen gestaltete Umwelt gesehen werden. Dafür stehen die Symbole des geometrischen Körpers in der rechten Hand, der Zirkel, das angedeutete Millimeterpapier und die abstrahierte Stadtsilhouette. Der Zirkel steht als Instrument der Geometrie für Messbarkeit, Rationalität und Präzision. Wie beim Apfel, so hat der Zirkel aber auch eine christliche Bedeutung, denn er wurde in der Kunst des Mittelalters häufig bei Schöpfungsdarstellungen abgebildet. Vor allem aber war der Zirkel Teil des DDR-Staatswappens und repräsentierte dort die ‚Intelligenz‘. Renau griff auf ein bekanntes Symbol zurück, um, wie er 1971 schrieb, „eine mächtige und optimistische Kunst [zu] machen“, die jedoch nicht im „kostenlosen Optimismus der Bilder und Symbole“ liege, sondern in der anspielungsreichen Bildsprache. Für Renau repräsentiert die „Stadt“ eine Facette der menschlichen Kulturleistung. Sie wird deswegen auf der rechten Bildseite mit dem Zirkel und den gestutzten Bäumen der ‚wilden‘ Natur der linken Seite gegenübergestellt. Eine ähnliche Reduktion des Stadtsymbols nahm Renau schon bei früheren Arbeiten vor, wie etwa beim hier abgebildeten Deckblatt der Zeitschrift „Futuro“, die im Mai 1945 in Mexiko erschienen war. Zwischen 1940–1946 entwarf Renau für die marxistische Zeitschrift „Futuro“ insgesamt 37 Cover, die linke, politische Botschaften mit avantgardistischer Bildsprache und moderner Typografie verbanden.
Renaus Erfurter Wandbild gehört innerhalb der vielfältigen architekturbezogenen Kunst in der DDR zur „reflexiven Wandbildkunst“, da sie sich, nach Peter Guths „Wände der Verheißung“, „vom Lebensalltag [abhob und] auf politisch, menschlich und menschheitsgeschichtlich übergreifende Fragestellungen“ orientiert war. Als Charakteristikum von Renaus Arbeit in Erfurt ist die collagenartige Motivmischung zu nennen, wodurch das Wandbild verschiedene Bedeutungsebenen erhält, auch jenseits politisch-ideologischer Lesarten. Renau bediente sich der Kunst- und Kulturgeschichte, aber auch Bildwelten der Technik und des Alltags. Seine Wandbilder erlauben mehrere Lesarten und sprechen ganz unterschiedliche Betrachter an: Emotionale, ästhetische, intellektuelle und dekorative Facetten kommen im Werk zusammen und bilden eine Einheit. Zentral ist dabei die Aussage des Wandbilds, das als Wunschziel eine Harmonie der menschlichen Gesellschaft mit der Umwelt ausgibt. Diese Botschaft entfaltet gerade vor der städtebaulichen Situation inmitten eines Großwohngebiets und der zeitgeschichtlichen Umstände der frühen 1980er Jahre mit dem Aufkommen von umweltkritischen Initiativen seine besondere, bis in die Gegenwart reichende Wirksamkeit.