Mosaik-Außenwandbild „Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik“ von Josep Renau in Erfurt
„Ich male nicht für das Zentralkomitee, ich male nicht für die Partei, ich male nicht für die Kunstkritiker, sondern ich male für die Leute, die sich nicht für Malerei interessieren. (…) Damit die Leute heute Kunst zu sehen bekommen, müssen sie in ein Museum, eine Galerie oder eine Ausstellung gehen, aber das ist nach meiner Ansicht falsch, denn die Kunst muss zum Menschen kommen, in jedes Haus, ohne zu fragen!“, Josep Renau 1980.
Nach vierjähriger Planungs- und Restaurierungszeit kehrte das Großmosaik „Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik“ (1980-1984) des spanischen Künstlers Josep Renau (1907-1982) wieder an den Moskauer Platz in Erfurt zurück. Das Wandbild konnte 2009 noch vor dem Abriss des Kultur- und Freizeitzentrums am Moskauer Platz vor der Zerstörung bewahrt werden, wurde fachgerecht abgenommen und bis zu seiner Restaurierung in Containern eingelagert.
Die Wüstenrot Stiftung verfolgt mit unterschiedlichen Projekten die Erforschung, Erhaltung und Sichtbarmachung von kulturellem Erbe in Deutschland, zu dem auch das kulturelle Erbe der DDR zählt. Obwohl sich auch dieses durch große schöpferische Leistungen auszeichnet, ist es durch fehlende Wertschätzung immer noch besonders gefährdet. So sind zahlreiche Wandbilder von Künstlern der DDR inzwischen entfernt, zerstört und längst in Vergessenheit geraten und deren hoher künstlerischer Wert wird zum Teil immer noch durch die Wahrnehmung der oftmals ideologischen Inhalte überdeckt.
Mit der Rettung des ca. 7 x 30 m großen Mosaik-Außenwandbildes „Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik“ von Josep Renau restaurierte die Wüstenrot Stiftung erstmals exemplarisch ein Werk architekturbezogener Kunst im öffentlichen Raum. Sie kommt damit dem Wunsch vieler Menschen nach, „ihr“ Wandbild als identitätsstiftendes und stadtbildprägendes Element wieder zurückzubekommen. Weiterhin soll mit der Restaurierung das bauliche und künstlerische Erbe Renaus und der DDR wieder stärker in das öffentliche Bewusstsein rücken. Unterstützt von bürgerschaftlicher Initiative und durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie konnte die Wüstenrot Stiftung gemeinsam mit der Stadt Erfurt die erneute Anbringung des Mosaiks ermöglichen, wo es nun auf einem neuen Trägerkonstrukt wieder an seinem alten Ort erstrahlt.
Die Wüstenrot Stiftung hat das Mosaik, das seit 2008 unter Denkmalschutz des Landes Thüringen steht und sich im Eigentum der Stadt Erfurt befindet, als operativer Bauherr denkmalgerecht restauriert. Zur Vermittlung des Projekts trug im April und Mai 2017 eine Ausstellung im Angermuseum in Erfurt bei.

Josep Renau und Renau-Kollektiv: Karton für das Erfurter Wandbild „Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik“ im Maßstab 1:5, 5-teilig, 1980/81, farbige Papiere, montiert auf farbig grundierten Pressspanplatten, farbige Übermalungen, Angermuseum Erfurt, Foto © Stadtverwaltung Erfurt / Dirk Urban
Die Restaurierung
Bei der Abnahme des aus ca. 70.000 Glasfliesen bestehenden Mosaiks wurde dieses in Teilflächen zerlegt.
Während der Restaurierung wurden die eingelagerten Teilflächen an der Rückseite zunächst bis zum Versetzmörtel gedünnt, gereinigt und das Schadensbild kartiert. Gebrochene Mosaikelemente wurden anschließend zusammengesetzt, wieder im Gefüge positioniert und die Mosaikfugen von hinten mit Sand verfüllt.Um sicherzustellen, dass die einzelnen Mosaiksteine beim folgenden Auftragen des Ausgleichsmörtels nicht verrutschen, wurden lose liegende Elemente durch einen Versatzmörtel fixiert.
Für fehlende Mosaiksteine setzten die Restauratoren Platzhalter ein. Nachdem alle Fliesen fixiert waren, erfolgte auf der Rückseite des Mosaiks der Verguss mit Mörtel. Zur Verstärkung wurde ein Armierungsgewebe in den Mörtel eingelegt. Nach dem Aushärten des Mörtels wurden die Teilflächen gewendet und die Glasoberflächen gereinigt. Die Fehlstellen schloss man anschließend mit Mosaiksteinen aus dem Bestand oder neuen Steinen. Zuletzt wurden die Steine neu verfugt. Die neuen Mosaiksteine fügen sich in Materialität und Farbe in das Gesamtbild ein. Die Alterungsspuren wurden nicht überfasst; bei genauerer Betrachtung bleiben die Ergänzungen als solche erkennbar.
Nach der Restaurierung applizierte das Restauratorenteam die 252 Teilflächen des Mosaiks auf spezielle, für den Wiederaufbau hergestellte Betonfertigteile, um sie auf einer neuen Betonträgerkonstruktion am ursprünglichen Ort des ehemaligen Kultur- und Freizeitzentrums am Moskauer Platz in Erfurt wieder aufzustellen.
Weitere Bilder der Restaurierung und Anbringung auf Instagram unter #renaureturns @wuestenrotstiftung
Die Anbringung
Am 29.10.19 fand in Erfurt ein Pressegespräch mit anschließender Baustellenbegehung anlässlich der beginnenden Montage des Mosaiks statt.
Die Feier
Die Rückkehr des Wandbildes wurde am 3. Dezember mit einem offiziellen Fest gemeinsam mit den Bürgern gefeiert.
Das ZDF berichtete, hier zum Bericht
Die Publikation
Die im September 2020 erschienene Publikation erläutert die Geschichte und Bedeutung des Wandbildes und dokumentiert die technischen Aspekte sowie die eingesetzten Konservierungs- und Restaurierungstechnologien.
Projektlaufzeit: | Denkmalprojekt: | Eigentümer/Nutzer: |
2014 – 2019 | Spangenberg + Braun – Freie Architekten, Erfurt: Frank Spangenberg, Anne Reinke; Trabert + Partner, Ingenieurbüro für Statik und Konstruktion, Geisa: Dr. Josef Trabert; Restaurator Peter Jung, Weimar; Dr. Uwe Erfurth, Bad Kohlgrub, Sachverständiger (Bauschäden, Umweltverschmutzung, Denkmalpflege, Putz, Naturstein, Beton); Bauforschung Wilma Rambow, Leipzig Projektbezogener Beirat: Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, Dresden, und Diplom-Malerin Marta Hofmann, Müncheberg- Bienenwerder (Zeitzeugin/Mitarbeiterin von Josep Renau) Publikation: Dr. Oliver Sukrow und 20 weitere Autoren/innen Denkmalbehörden: Landeskonservator Dr. Holger Reinhardt, Sibylle Lohse, Katja Sterzl | Landeshauptstadt Erfurt: Kulturdirektor Dr. Tobias J. Knoblich |